Vorwort, Teil IIb der dt. Ausgabe: Bernard Lonergan, "Die Einsicht" -- 2. die drei Grundthemen: 2.3

Quelle: Bernard Lonergan, "Die Einsicht: eine Untersuchung über den menschlichen Verstand"

Einleitung (wie Einleitung zum Vorwort Teil I):
Jedes Reden über Kunst ist nur sinnvoll, wenn die geistigen Grundlagen freigelegt werden, auf denen sich die Reflexion über Kunst vollzieht. Mir ist kein Denker bekannt, dessen methodologische Klarheit und Einsichten einem in ähnlicher Weise wie jene Bernard Lonergans dazu verhelfen können, sich der geistigen Grundlagen seiner selbst und Geschichte klar zu werden. Die deutsche Übersetzung von "Insight: A Study of Human Understanding" ist selbst antiquarisch kaum mehr erhältlich. Ich möchte in einer Reihe Passagen aus der deutschen Übersetzung zitieren.
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XIXa
2.3 Mit seiner Lehre von der Erkenntnis und der Wirklichkeit hat Lonergan auch die Frage nach der Objektivität beanwortet, d. h. die Frage, warum wir durch die genannten Handlungen die Wirkichkeit zu erkennen vermögen. Eine solche Erklärung ist in einer doppelten Eigenschaft unseres Erkenntnisprozesses zu finden. Erstens, der Prozeß besteht im Vollzug einer kognitiven Intentionalität, deren Tragweite unbegrenzt ist, und die deshalb ihren Gegenstand anstrebt, insofern er "ist" - wobei das "ist" mit keiner restringierenden Qualifikation behaftet ist und deswegen unbedingte Geltung hat. Die Unbegrenztheit unserer geistigen Dynamik ist Bedingung dafür, daß das Objekt der Erkenntnis als Sein intendiert wird. Zweitens, der Vollzug der kognitiven Intentionalität findet seinen Abschluß im Urteil. Was wir durch Fragen beabsichtigen, die innerhalb keines Immanenzprinzips eingeschlossen sind, wird durch die Antwort auf dieselben Fragen erkannt, insofern das Urteil als absolute Setzung unserer Suche nach dem Sein Genüge tut. (Fs)

XIXb Es besteht deshalb eine innere Verbindung von Objektivität und Subjektivität. Die menschliche Erkenntnis als wahre Erkenntnis ist die Leistung eines Subjektes, das auf die Daten aufmerksam ist, das sich vor der Mühe der Untersuchung nicht drückt, das gewillt ist, über das zur Entscheidung anstehende Urteil zu reflektieren, ohne der Versuchung nachzugeben, für adäquat jene Entsprechung von Interpretation und Daten zu halten, die seinen Interessen und seinem Wunschdenken entgegenkommt. Erst dann urteilt es. All dies aber findet nicht statt ohne eine eigene Moralität des Erkennens, die das Subjekt persönlich in Anspruch nimmt. Daraus erhellt der Sinn einer Aussage, die mehrmals beim späten Lonergan wiederkehrt: "Echte Objektivität ist die Frucht authentischer Subjektivität"1. (Fs)

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